Ich erzähle dir meine Geschichte...
Ich heiße Helena und bis zu meinem 3. Lebensjahr wohnte ich bei meiner Großmutter in Requena, Iquitos. Meine Eltern trennten sich als ich geboren wurde und meinen Vater habe ich nie kennengelernt. Meine Mama lebt mit meinem Stiefvater zusammen mit dem sie 5 Kinder hat.
Als ich 3 Jahre alt war durfte ich zu meiner Mutter, bei ihr und ihrem neuen Mann lebte ich bis zu meinem 14. Lebensjahr. Dann holte mich meine Patentante nach Iquitos, aber dort war ich nur für einen Monat, ging dann zurück zu meiner Mutter. Sie schickte mich mit meinem Großvater nach Cusco. Er ließ mich dort bei meiner Tante. Bei ihr blieb ich 6 Monate und ging dann zu meiner Tante Isabel. Sie ist 20 Jahre alt und wohnt in der Nähe des Flughafens, dort blieb ich auch ein halbes Jahr.
Die Beziehung zu meiner Mama war gut, aber mein Stiefvater stritt ständig mit meiner Mutter, weil ich nicht seine Tochter sei. Deshalb schickte sie mich nach Cusco. Mein Stiefvater hat mich nur zwei Mal geschlagen, denn meine Mutter erlaubte es ihm nicht, mich anzufassen. Aber seine eigenen Kinder schlug er heftig. Zu einem meiner Brüder mit dem ich mich ab und zu stritt, sagte er immer „das ist nicht deine Schwester, sie hat nicht dein Blut“, ich war sehr traurig darüber und weinte.
Während ich bei meiner Mutter lebte ging ich 6 Jahre in die Grundschule des Dorfes. In Cusco konnte ich dann abends in die Oberschule, aber ich bekam keine Noten, weil ich mitten im Jahr anfing und weder ein Zeugnis noch einen Personalausweis hatte.
Der Papa meines Sohnes war der Lebensgefährte meiner Tante Isabel. Ich lernte ihn kennen während ich bei ihr wohnte. Sie haben eine 2 Jahre alte Tochter zusammen. Während meine Tante bei der Arbeit war, ging ihr Lebensgefährte mit mir ins Bett und so habe ich mich in ihn verliebt.
Ich war sehr verwirrt. Ich wollte es Isabel sagen, aber ihr war das nicht wichtig. Sie hatte bereits einen anderen Freund. Als alles heraus kam, verschwand der Vater meines Sohnes. Wochen später erfuhr ich, dass er nach Lima gegangen war. Er war der einzige sexuelle Kontakt, den ich je hatte.
Ich bin dann zu meiner Tante Beatriz, mit der ich mich zwar nicht gut verstand, aber ich wusste nicht, wohin ich sonst gehen sollte. Als meine Menstruation nicht eintraf, ging meine Tante mit mir ins regionale Krankenhaus, wo eine Schwangerschaft im 4. Monat festgestellt wurde.
Wieder im Haus meiner Tante beschimpfte sie mich, nannte mich schmutzig, eine Hündin, eine Schlampe. Ich flehte sie an, mich nicht hinaus zu werfen, da ich nicht wüsste, wohin ich gehen sollte und versprach ihr alles zu tun (Wäsche waschen, kochen, putzen, etc.) damit sie mit mir zufrieden sein könne.
Aber als ich kochte, schmeckte ihr mein Essen nicht. Als mir schwindlig war, wollte sie mich schlagen, aber das konnte ich verhindern. Meine Cousinen sagte sie „ich hasse Helena, ich möchte nicht, dass ihr mit ihr sprecht“ und aus Furcht haben sie auch nicht mit mir gesprochen.
Ich war dort vom 4. bis 7. Schwangerschaftsmonat. Sie haben mich sehr schlecht behandelt, geschlagen und beleidigt. Ich habe mich sehr einsam gefühlt und wusste nicht wohin.
Als sie mich eines Tages schlug, weil ich wegen eines Streiks der Krankenhausmitarbeiter lange auf meine Kontrolluntersuchung warten musste und deshalb verspätet zurück kam, hielt ich es nicht mehr bei ihr aus. Ich ging zu einer Tante des Vaters meines Kindes. Dort fand mich Tante Beatriz, die mit zwei Polizisten auftauchte. Sie beleidigte mich und schlug mich, so dass die Polizisten uns beide mit auf das Revier nahmen. Sie wurde angezeigt und als sie meine Geschichte gehört haben, kam ich in das Heim Sonqo Wasi. Ich fühlte mich deprimiert und wollte nichts anderes als zu meiner Mutter.
Als mein Sohn geboren war, wollte ich auch nicht, dass der Vater des Kindes informiert würde. Aber er kam in das Heim um zu nachzufragen, ihn wollte ich nicht sehen.
Nach Mantay kam ich durch eine Psychologin und die Anwältin. Hier fühle ich mich ruhiger. Ich werde gut behandelt, mit den anderen Mädchen verstehe ich mich gut und das Einzige was zählt ist, dass ich mich meinem Söhnchen in die Zukunft gehen kann.
Wegen allem was geschehen war, wollte ich das Kind gar nicht behalten, doch ganz langsam habe ich es lieben gelernt. Ich habe jetzt Kontakt zum Vater meines Sohnes, er kam mich auch im Krankenhaus besuchen und ruft mich in Mantay an. Ich bin sicher, dass ich nicht mit ihm leben möchte, ich möchte die Schule beenden und mir meinen Traum erfüllen, Schneiderin zu werden. Ich möchte alles lernen, was mir hier geboten wird, bis ich mit der Volljährigkeit Mantay verlassen werde. Dann möchte ich bei meiner Mutter leben.