Ich erzähle dir meine Geschichte...

Teresa, zum Zeitpunkt des Interviews 23 Jahre alt, ihr Sohn Sergio, in Mantay geboren ist 11 und ihre Tochter Ana ist 4 Jahre alt. Teresa lebt mit Victor, 33 Jahre alt, Vater von Ana, zusammen. Teresa arbeitet in der Lederwerkstatt.

 „Ich war 12 Jahre alt als ich von der Polizei nach Casa Mantay gebracht wurde. Ich wusste nicht was mit mir passierte, wusste nicht, dass ich schwanger war. Damals war Raquel Garcia die Leiterin von Casa Mantay, sie hat mich aufgeklärt, sie wurde meine gute Mutter. Auch die anderen Frauen in Casa Mantay, die schon Kinder hatten, haben mir geholfen.

 Mein Leben als Kind zuhause war sehr schwierig. In Mantay wurde es einfacher für mich. Am Anfang haben mich die Regeln zwar schockiert, aber bald konnte ich die Vorteile darin sehen.  Als mein Sohn geboren wurde, fiel es mir schwer ihn anzunehmen, weil er aus meiner Familie kam. Bei uns wurde immer gestritten, ich fürchtete, dass sich das wiederholt. Ich habe darüber nachgedacht, ihn zur Adoption zu geben. Dann haben sie mir das Heim gezeigt, wo er hinkommen würde, bis der Adoptionsprozess abgeschlossen ist, daraufhin entschied ich mich, Sergio anzunehmen und zu lieben.

Mein Mann Victor, wir haben uns in der Schule kennengelernt, ist sehr lieb mit Sergio, er akzeptiert ihn wie einen eigenen Sohn und auch für mich ist er manchmal „ein guter Vater“.”

Teresa lacht verschmitzt bei diesem Thema.

„Als ich mit Sergio schwanger war, musste ich dauernd weinen. Die Schwangerschaft mit Ana war ganz anders, da war eine große Freude in mir. Ich bin jetzt sehr zufrieden mit meinem Leben. Wir bauen gerade ein kleines Haus. Mein größter Wunsch ist, dass wir es fertig bauen können. Casa Mantay ist meine Familie, mein Mann und meine Kinder, ein eigenes Haus, meine Kolleginnen, die wie Schwestern für mich sind, das alles macht mich sehr glücklich. Sergio fühlt das auch so und verbringt seine Freizeit meistens in Casa Mantay. Er hilft gerne mit, fühlt sich sehr verbunden. Mit meiner Herkunftsfamilie pflege ich fast keinen Kontakt, Meine Onkel sagen heute noch, ich sei an allem schuld. Ich besuche nur ab und zu mal meine Mutter. Ana soll anders aufwachsen. Ich will ihr viel Zuwendung, Aufmerksamkeit, Liebe, Berührung und Zeit geben. Ein Kind braucht Schutz und Erziehung. Letzteres finde ich manchmal schwierig.”